Frau mit Toilettenpapier

Was kann ich bei Blasenschwäche tun? – Antworten einer Gynäkologin

Wissenschaftliche Überprüfung
Paul Grandemange, Spezialisierter Beckenboden-Physiotherapeut

Blasenschwäche ist ein häufiges und unangenehmes Problem, das 1 von 5 Frauen betrifft. Von Blasenschwäche spricht man, wenn ungewollter Urinverlust auftritt, was sowohl körperlich als auch psychisch belastend für die Betroffenen sein kann. In diesem Artikel erklärt Dr. Marine Lallemant, was Du bei Blasenschwäche tun kannst, welche Ursachen dahinter stecken können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Was kann ich bei Blasenschwäche tun?

Dr. Marine Lallemant ist Oberärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Besançon und Spezialistin für den Beckenboden. Sie erläutert, welche Schritte aus medizinischer Sicht bei Blasenschwäche notwendig sind.

Bei der Behandlung von Harninkontinenz ist der erste Schritt, die Faktoren, die eine Harninkontinenz begünstigen, zu korrigieren. Es kann zum Beispiel der Fall sein, dass der behandelte Arzt bzw. die behandelnde Ärztin bei bestehendem Übergewicht dazu rät, das Gewicht zu reduzieren oder den Tee- und Kaffeekonsum einzuschränken. Daneben kann sie auch dazu raten, die sportliche Aktivität anzupassen, eine Behandlung bei bestehender Verstopfungen verordnen oder zum Rauchstopp raten.
In der Menopause gibt es auch die Möglichkeit einer lokalen vaginalen Behandlung mit Östrogen. Diese Behandlung verbessert die Vaginalschleimhaut und indirekt auch die Harnkontinenz.
Unabhängig von der Art der Harninkontinenz ist Beckenbodentraining die Behandlung der ersten Wahl. Durch Beckenbodentraining kann die Patientin die Beckenbodenmuskulatur trainieren, ihre Bauchmuskeln unterstützen und ihre Körpermitte stabilisieren.

Physiotherapeuthin mit Patientin Was tun bei Blasenschwäche


Natürliche Behandlungen gegen Harninkontinenz bei Frauen

Anpassung der Lebensweise

Eine gesunde Ernährung ist wichtig für die Gesundheit des Körpers insgesamt, einschließlich der Gesundheit der Blase und des Beckens. Übergewicht und Fettleibigkeit können das Risiko für Blasenschwäche erhöhen, da sie den Druck auf die Blase erhöhen und die Muskeln des Beckens schwächen können. Verstopfung kann ebenfalls das Risiko von Blasenschwäche erhöhen, da der Druck auf die Blase und den Darm beim Stuhlgang erhöht wird. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen, Flüssigkeiten und Obst und Gemüse ist, kann helfen, das Gewicht im Gleichgewicht zu halten, Verstopfung zu vermeiden und die Blasen- und Beckengesundheit zu unterstützen. Es ist auch wichtig, auf die Aufnahme von Zucker, Salz und Alkohol zu achten, da diese die Symptome von Blasenschwäche verschlimmern können.

Daneben kann regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere Beckenbodenübungen, kann dazu beitragen, die Blasenkontrolle zu verbessern und das Risiko von Blasenschwäche zu reduzieren. Sportliche Aktivitäten, die die Beckenbodenmuskulatur stärken, wie z.B. Pilates oder Yoga, sind besonders hilfreich. Die Sportart, die man ausübt, ist entscheidend. Manche Sportarten, wie zum Beispiel Reiten oder Gewichtheben, können die Symptome von Inkontinenz verschlimmern. Ein Gespräch mit dem Arzt bzw. Ärztin oder der Physiotherapeut:in kann dabei helfen, die für dich passende Sportart zu finden.

Frau auf Yogamatte liegend Was tun bei Blasenschwäche

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Der Einfluss von Getränken auf Blasenschwäche

Getränke können eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von Blasenschwäche spielen. Es ist wichtig, dass Du trotz Blasenschwäche ausreichend trinkst, insbesondere Wasser, um die Blase sauber und gesund zu halten und Urinverlust zu vermeiden. Es ist jedoch wichtig, auf die Art und Menge der getrunkenen Flüssigkeiten zu achten, da manche Getränke die Symptome von Blasenschwäche verschlimmern können. Koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Tee und Cola können die Blase reizen und dazu führen, dass Du öfter auf die Toilette musst. Alkohol kann ebenfalls die Blasenkontrolle beeinträchtigen und das Risiko von nächtlichen Harndrang erhöhen. Wenn Du an Blasenschwäche leidest, solltest Du daher die Aufnahme von koffeinhaltigen und alkoholischen Getränken einschränken und sicherstellen, ausreichend Wasser zu trinken.

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Den Beckenboden stärken, dank Beckenbodentrainings

Blasenschwäche kann bei Frauen aus einer Vielzahl von Gründen auftreten. Beispielsweise nach einer Schwangerschaft und einer Geburt (vaginal oder per Kaiserschnitt) oder in den Wechseljahren aufgrund der Alterung des Gewebes.

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Beckenbodentraining kann dabei helfen eine Harninkontinenz vorzubeugen. Auch bei bereits bestehender Blasenschwäche ist Beckenbodentraining meist der erste Behandlungsansatz. Dr. Lallemant erklärt die Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Inkontinenz und was man bei Blasenschwäche tun kann.

Behandlung der Belastungsharninkontinenz

Bei Belastungsharninkontinenz, manchmal auch Stressharninkontinenz genannt, kommt es bei Betroffenen zu ungewolltem Urinverlust, wenn der Körper belastet wird, z.B. beim Husten, Niesen, Lachen oder Sport treiben. Dies geschieht, weil die Beckenbodenmuskulatur nicht stark genug ist, um den Urin in der Blase zu halten, wenn der Druck im Bauchraum erhöht wird. In diesen Fällen verschreiben Ärzte häufig Beckenbodentraining mit einem Physiotherapeuten. Zwischen und nach Ende der Traningseinheiten muss die Patientin zu Hause weiter Beckenbodentraining durchführen, um die Ergebnisse aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Hierbei kann der Beckenbodentrainer Emy optimal unterstützen. Leidest du unter Inkontinenz? Dann kann dir Emy Trainer sogar von deinem Arzt oder deiner Ärztin verschrieben werden. Emy wird von allen deutschen Krankenkassen übernommen.

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Behandlung von Dranginkontinenz

Bei der Dranginkontinenz wird Beckenbodentraining mit einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlung kombiniert, um den Harnabgang neu einzustellen. In Verbindung damit oder nach einem Scheitern der Verhaltenstherapie können Medikamente zur Beruhigung der Blasenkontraktionen verschrieben werden.

Alternative Behandlungsmethoden bei Harninkontinenz

Es gibt zahlreiche alternative Behandlungsmethoden wie Sophrologie, Akupunktur, Reflexzonenmassage, Homöopathie oder Hypnose. Lohnt es sich, diese Behandlungsmethoden genauer anzuschauen?

Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für die Wirksamkeit alternativer Methoden bei der Behandlung von Harninkontinenz.

Als Ergänzung zu den medizinischen Behandlungsmethoden können Sophrologie oder Hypnose helfen, wenn Patientinnen an Ängsten im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung leiden, um ihr Selbstvertrauen wiederzuerlangen. Millionen von Frauen leiden unter Harninkontinenz, aber nur wenige sprechen darüber: Brechen wir das Tabu!

Frau beim Sport entspannt Was tun bei Blasenschwäche

Kann man alle Formen von Harninkontinenz behandeln? 

Wenn alle in erster Linie vorgeschlagenen Behandlungen fehlgeschlagen sind, muss eine Operation in Betracht gezogen werden. Die Gynäkologin und Oberärztin Marine berichtet aus ihrer Erfahrung:

Bei Belastungsharninkontinenz empfehle ich eine chirurgische Behandlung. Dazu gehört das Einsetzen eines suburethralen Bandes (Unterstützung der Harnröhre bei Belastung), das Einsetzen eines verstellbaren Ballons, der die Harnröhre komprimiert, sowie die Injektion von Füllstoffen um die Harnröhre herum oder das Einsetzen eines künstlichen Harnröhrenschließmuskels.

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